A-Post: Pünktlichkeit lässt zu wünschen übrig
Laut der Post waren im letzten Jahr 97,7 Prozent der A-Post- und 98,4 Prozent der B-Post-Briefe pünktlich. Die saldo-Stichprobe ergibt ein deutlich schlechteres Bild.
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saldo 17/2010
25.10.2010
Letzte Aktualisierung:
26.10.2010
Mirjam Fonti
An einem Dienstag im September hat ein A-Post-Brief in Lengnau AG seine Reise angetreten. Erst über eine Woche später, nämlich am Mittwoch der Folgewoche, kam der Brief an seinem Ziel in Winterthur ZH an.
Es war einer von insgesamt 200 Briefen, die saldoTester in der ganzen Schweiz zwischen Mitte September und Anfang Oktober bei einer Stichprobe verschickt hatten. Zwar handelte sich kein weiterer Brief so viel Verspätung ein – doch unpünktlich waren ...
An einem Dienstag im September hat ein A-Post-Brief in Lengnau AG seine Reise angetreten. Erst über eine Woche später, nämlich am Mittwoch der Folgewoche, kam der Brief an seinem Ziel in Winterthur ZH an.
Es war einer von insgesamt 200 Briefen, die saldoTester in der ganzen Schweiz zwischen Mitte September und Anfang Oktober bei einer Stichprobe verschickt hatten. Zwar handelte sich kein weiterer Brief so viel Verspätung ein – doch unpünktlich waren einige.
Von den 100 A-Post-Briefen erreichten 11 ihr Ziel verspätet (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Dreimal trafen die Briefe mit zwei Tagen Verspätung ein, sonst jeweils mit einem. Ein Brief, der von Ruschein GR nach Zürich sollte, kam gar nie an.
Somit waren nur gerade 88 Prozent der A-Post-Briefe pünktlich. Ein deutlich schlechteres Resultat als die Post selbst angibt. Laut ihrer Erhebungen erreichten im Jahr 2009 97,7 Prozent als A-Post-Briefe ihr Ziel pünktlich.
Etwas besser sieht es bei den B-Post-Briefen aus, doch auch sie erreichten die von der Post genannte Pünktlichkeitsrate von 98,4 Prozent nicht. Die Post verspricht, B-Post spätestens am dritten Tag nach der Aufgabe zuzustellen, Samstag und Sonntag zählen nicht mit.
In der Stichprobe kamen vier Briefe mit ein bis drei Tagen Verspätung an. Einer von Zürich nach Castrisch GR erreichte sein Ziel nie. Das ergibt 95 Prozent pünktliche B-Post-Briefe.
Die Post verteidigt ihre eigenen Stichproben, die das Institut GfK Switzerland AG in ihrem Auftrag durchführt: «Diese Messung liefert ein genaues Bild der tatsächlichen Laufzeiten. Bei einem Test mit nur 100 Briefen entsteht schnell ein falsches Bild», sagt Post-Sprecherin Nathalie Salamin.
Stichproben zeigen ein anderes Bild als die Angaben der Post
Ein Einzelfall sind die schwachen Resultate jedoch nicht. Bereits bei einer saldo-Stichprobe im Jahr 2007 waren nur 86 Prozent aller A-Post-Briefe pünktlich. Und bei einer B-Post-Stichprobe des «Beobachters» 2008 landeten nur 88,5 Prozent der Briefe rechtzeitig beim Empfänger.
Bei der aktuellen saldo-Stichprobe ist zudem aufgefallen, dass nicht alle Briefkästen wie angegeben geleert werden. Ein A-Post-Brief, der an einem Mittwoch früh bei der Post Zürich-Seebach eingeworfen worden war, wurde erst am Samstag gestempelt und verspätet zugestellt.
In drei weiteren Fällen wurden die Briefe trotz Einwurf vor der letzten Leerung erst später dem Kasten entnommen und gestempelt.
Vor allem die saldo-Tester in ländlichen Gegenden mussten früh aufstehen, um die Briefe vor der letzten Leerung einwerfen zu können. Nicht selten werden Briefkästen auf dem Land nämlich schon um 8.30 Uhr morgens zum letzten Mal geleert.
Kommt hinzu, dass immer weniger Briefeinwürfe zur Verfügung stehen. Gab es 2007 in der Schweiz rund 20?000 Briefkästen, sind es heute etwas über 15'000. Davon werden laut Post 8795 bereits am Vormittag geleert.
Ebenfalls störend ist, dass über 3000 dieser Briefkästen am Samstag gar nicht mehr geleert werden. Der Vorteil eines A-Post-Briefes – nämlich die Zustellung über das Wochenende – entfällt damit.
Der Postregulator Marc Furrer bemängelt diesen Serviceabbau in seinem Tätigkeitsbericht von 2009: «Weniger Briefkästen, frühere Leerungszeiten und spätere Zustellungen stellen einen klaren Abbau der Grundversorgungsqualität dar.
Es ist zwar löblich, effizienter zu werden, bei der Versorgung der Bürger darf jedoch nicht weiter gespart werden. Die Post muss einen Marschhalt einschalten.»